Themenmonat „Naturnah Gärtnern“: Elemente eines Naturgartens

Ein Naturgarten ist kein gestylter Ziergarten, sondern ein lebendiger, vielfältiger Ort – für Pflanzen, Tiere und Menschen. Wer naturnah gärtnert, gestaltet bewusst mit der Natur, nicht gegen sie. Dabei entstehen wertvolle Lebensräume, die ökologisch, ästhetisch und klimaschonend zugleich sind. In diesem Sinne stellen wir dir hier die wichtigsten Elemente vor, die in einem vielfältigen Naturgarten nicht fehlen sollten.

 

Wildblumensäume entstehen an Übergängen zwischen Lebensräumen, wie etwa einer Hecke und Wiese. Sie vereinen Arten beider Bereiche und beherbergen zusätzlich spezialisierte Pflanzen und Tiere. Diese linearen Strukturen benötigen wenig Platz, wachsen auf sonnigen wie schattigen, trockenen oder feuchten Standorten und sind besonders artenreich. Überwinternde Samenstände dienen Vögeln als Futter, Staudenstängel als Insektenquartier – ein echtes Paradies für die Artenvielfalt.

Blumenkräuterrasen verbinden die Vielfalt von Blumenwiesen mit der Nutzbarkeit eines Rasens. Sie blühen trotz mehrmaligem Schnitt bunt und eignen sich für sonnige bis halbschattige Flächen. Mit mittlerer Trittfestigkeit sind sie ideal für Wege oder offene Rasenflächen. Je nach Schnitt variieren sie in der Höhe von 5 bis 70 cm. Selbst Zierrasen können sich bei weniger Pflege langfristig zu artenreichen Kräuterrasen entwickeln.

Wildsträucherhecken verbinden Lebensräume und bieten zahlreichen Tierarten Schutz und Nahrung. Im Garten strukturieren sie Flächen, schaffen natürliche Grenzen und bringen vielfältige Blüten, Blätter und Früchte hervor. Wichtig ist eine standortgerechte Planung, damit sich die Gehölze frei entfalten können. Heimische Arten fördern die Biodiversität – im Gegensatz zu vielen exotischen Ziersträuchern, die ökologisch kaum eine Rolle spielen.

Wasser ist lebenswichtig und verdient im Garten besondere Aufmerksamkeit. Im Naturgarten wird Regen nicht abgeleitet, sondern durch naturnahe Gestaltungselemente wie Teiche, Sickerzonen oder Mulden im Boden zurückgehalten, versickert und langsam verdunstet. So entsteht ein Schwammgarten, der Wasser speichert, Starkregen abpuffert und in Trockenzeiten für Abkühlung sorgt. Diese Lösungen fördern nicht nur das Mikroklima, sondern schaffen wertvolle Lebensräume – auch auf kleinster Fläche – für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Sandflächen sind für viele Wildbienenarten lebenswichtige Niststrukturen. Etwa 50 % der Wildbienenarten nisten im Boden, und mit den Kuckucksbienen sind es sogar 75 %. Besonders trockene, vegetationsarme und sonnige Sandflächen bieten ideale Bedingungen. Lückig bewachsene oder unbefestigte Flächen sowie ungepflasterte Wege sind wertvolle Nistplätze. Schotter oder Splitt unter Pflasterflächen verhindern jedoch die Ansiedlung. Optimal sind Fugenbreiten von 5 bis 8 mm, da diese den Bienen das Graben und den Ausgang ermöglichen. Zudem sollten solche Flächen im Winter nicht mit Streusalz behandelt werden, um die Bienen nicht zu gefährden.

Wandbegrünung bietet die Möglichkeit, zusätzliche Gartenflächen zu schaffen, indem man alle Gebäudewände und Zäune bepflanzt. So vergrößert sich der Gartenraum erheblich. Diese Flächen können für Obst wie Brombeeren, Kiwis oder Wein genutzt werden und bieten gleichzeitig Nistplätze für Vögel und Insekten. Wandbegrünung verbessert das Kleinklima, kühlt durch Verdunstung, filtert Feinstaub und Abgase und puffert Extremtemperaturen, was eine natürliche Dämmung der Gebäude bewirkt. Bei richtiger Pflanzenwahl wird das Mauerwerk nicht beschädigt.

Gründächer bieten zahlreiche Vorteile: Sie puffern Starkregen, dämpfen extreme Temperaturen und schaffen Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Zudem sind sie langlebig und ästhetisch ansprechend. Um ihr volles Potenzial zu nutzen, ist die Verwendung von hochwertigem Substrat, die Bepflanzung mit heimischen Wildpflanzen und der Einbau von Biotopelementen wie Sand, Totholz und Kies entscheidend. Besonders nachhaltig ist es, wenn das Gründach nahtlos in eine Wandbegrünung übergeht, wie im Beispiel von Maria Starks Carport.

Begrünte Wege bieten eine Möglichkeit, magere und trockene Lebensräume in den Garten zu integrieren und die biologische Vielfalt zu fördern. Durch die Ansiedlung heimischer Wildpflanzen auf Funktionsflächen wie Wegen, Plätzen und Dächern, die an diese Bedingungen angepasst sind, können unerwünschte Arten verdrängt werden. Diese Begrünung hilft, Regenwasser zu speichern, fördert die Grundwasserbildung und kühlt die Umgebung in Hitzeperioden. Wege aus Schotter und Sand sind ideal, um diese Pflanzenarten ohne Beeinträchtigung der Nutzung anzusiedeln. Fugen können mit Pflanzen wie Glockenblume oder Thymian bepflanzt werden, indem man das Saatgut mit Sand und Kompost mischt und es in die Fugen einarbeitet.

Magerbeete entstehen auf nährstoffarmen Böden wie Sand, Kies oder Schotter und sind ein artenreicher Lebensraum, der besonders viele blühende Wildpflanzen hervorbringt. Im Garten können Magerbeete auf bestehenden mageren Flächen oder durch erhöhte Trockenbeete mit Trockenmauern oder Totholz angelegt werden. Ehemalige Sandspielflächen lassen sich ebenfalls in blütenreiche Sandbeete verwandeln, die auch Wildbienen anziehen können. Magerbeete sind pflegeleicht und eine umweltfreundliche Alternative zu Schottervorgärten.

Trockenmauern dienen zur Abgrenzung von Bereichen, zum Abfangen von Höhenunterschieden oder als Beetumrandung. Sie werden aus regionalen Natursteinen oder unbelastetem Recyclingmaterial ohne Mörtel gebaut, wobei ihre Stabilität durch das Gewicht der Steine und ihre spezielle Verzahnung gewährleistet wird. Diese Mauern bieten Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Die Mauerritzen eignen sich hervorragend für Magerstandorte, die Tiere mit Blüten versorgen. Als einfache Alternative bieten Steinhaufen einen ähnlichen Lebensraum, insbesondere für Eidechsen, wenn sie über einer Grube mit Steinen und grobem Holz errichtet werden.

Wildblumenwiesen bestehen aus mehrjährigen heimischen Wildblumen und Gräsern, die einen sonnigen Standort lieben und mit der Zeit immer schöner und artenreicher werden. Sie sollten nicht betreten werden und sind eher zum Beobachten und Genießen gedacht. Viele verwechseln sie mit kurzlebigen, bunten Blühflächen aus Zuchtsorten und einjährigen Pflanzen. Im Übergangsbereich zu Hecken empfiehlt sich zusätzlich ein Wildblumensaum, der besonders viele Arten fördert. Wer die Fläche betreten oder für andere Aktivitäten nutzen möchte, sollte einen Blumenkräuterrasen anlegen.

Wildfruchthecken aus heimischen, fruchttragenden Sträuchern und Bäumen bieten nicht nur Vögeln wie Amseln und Drosseln ganzjährig Nahrung, sondern auch uns Menschen vitaminreiche Früchte. Beispiele hierfür sind Eberesche, Holunder, Kornelkirsche und Johannisbeere. Diese Pflanzen sind sowohl für die Tierwelt als auch für den Gartenbesitzer wertvoll.

Schattenstauden gedeihen an vielfältigen Schattenstandorten, von teils besonnten Gehölzrändern bis hin zu feucht-nassen Waldschluchten. Frühjahrsblüher wie Lerchensporn und Buschwindröschen bringen Farbe, während Farne und Blattstauden im Sommer das Bild prägen. Wintergrüne Pflanzen wie Wald-Hainsimse und Schildfarn sorgen auch in der kalten Jahreszeit für Struktur. Im Naturgarten schaffen wir Schattenbeete unter Gehölzen oder Wildstrauchhecken, ergänzt durch Totholz, um ganzjährig ansprechende Lebensräume zu bieten.

Gehölze zeichnen sich durch ausladenden, malerischen Wuchs und auffällige Merkmale wie Blüten oder Herbstfärbung aus. Besonders empfehlenswert sind Arten, die viele Insektenarten ernähren, wie Faulbaum, Weißdorn oder Wildapfel. Im Naturgarten kombinieren wir sie mit einem Schattenbeet oder Kräutersaum, wo das herabfallende Laub eine nährstoffreiche Humusschicht bildet und so artenreiche Lebensgemeinschaften entstehen.

 

Titelbild © Volker Gehrmann/NABU