Das Anpflanzen von Streuobstbäumen ist nicht nur ein Beitrag zum Erhalt alter Obstsorten, sondern fördert auch die Artenvielfalt und schafft wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tiere. Gleichzeitig bieten diese Bäume eine reiche Ernte und verbinden Tradition mit nachhaltiger Landschaftspflege.
Der Pflanztermin
Der Herbst (Oktober – November) ist ideal zur Pflanzung von Obstbäumen geeignet. Zu dieser Jahreszeit ist der Boden noch warm und die Wurzeln können noch Fuß fassen, bevor im Winter die ersten Fröste beginnen. Da im Herbst meistens ausreichend Regen fällt, muss man die Bäumchen nicht zusätzlich gießen.
Jedoch kann auch das Frühjahr noch genutzt werden. Hierbei sollte man aber darauf achten, dass die Obstbäume spätestens im April gepflanzt sind. Auch im Frühling muss auf Spätfröste geachtet werden. Zusätzlich müssen die jungen Bäume höchstwahrscheinlich gewässert werden.
Sortenwahl
Bei der Auswahl der passenden Apfelsorte müssen einige Faktoren beachtet werden. Neben persönlichen Vorlieben, wie Geschmack oder Verwendungszweck und der gewünschten Reifezeit sind die Standortbedingungen (Bodentyp, Niederschläge, Wind, Lichtverhältnisse, Spätfröste) entscheidend.
Bei der Verwendung unterscheidet man zwischen Tafel- und Mostobst. Mostsorten werden speziell zum Keltern von Apfelwein oder Apfelsaft verwendet. Diese Äpfel sind kleiner, herber und saurer als Tafeläpfel. Ihr hoher Säure- und Tanningehalt macht sie ideal zur Herstellung von Getränken, da diese Stoffe zur Geschmacksentwicklung und Haltbarkeit beitragen. Tafeläpfel sind direkt für den Verzehr gezüchtet. Sie sind meist saftig, süß oder leicht säuerlich und weisen eine angenehme Textur auf.
Die Reifeklassen unterscheiden sich in ihren Lagerungseigenschaften. Sommeräpfel haben eine kurze Lagerzeit und schmecken schnell mehlig. Herbstäpfel weisen schon eine deutlich längere Lagerungszeit auf, wohingegen Winteräpfel meist erst nach mehrwöchiger Lagerung genussreif werden.
Die Wahl alter/historischer Apfelsorten bringt einige ökologische, kulturelle und gesundheitliche Vorteile.
- Sie tragen unter anderem zum Erhalt der Biodiversität bei, da ihre genetische Vielfalt bezüglich Resistenzen oder Geschmack bei modernen Züchtungen oft verloren gegangen ist.
- Alte Sorten aus der Region sind außerdem besser an die lokalen Bedingungen vor Ort angepasst.
- Moderne Sorten werden oft nach Haltbarkeit oder Aussehen selektiert. Bei alten Sorten stand in den meisten Fällen ein intensiveres und komplexeres Aroma im Vordergrund. Dadurch war die geschmackliche Vielfalt weiter ausgebreitet.
- In einigen alten Sorten sind noch mehr Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien als in modernen Sorten enthalten, was gesundheitsfördernde Eigenschaften, wie z.B. antioxidative Effekte mit sich bringt.
- Durch den Anbau alter Sorten wird die Abhängigkeit von wenigen kommerziellen Apfelsorten verringert und somit auch die Förderung von Monokulturen unterbrochen. Monokulturen sind anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten.
- Alte Apfelsorten, die ohne intensive Pflege und chemische Mittel gedeihen, tragen zu nachhaltiger Landwirtschaft bei.
Pflanzabstand
Zwischen hochstämmigen Sorten sollte ein Pflanzabstand von 8 – 10 m gewählt werden. Bei Sorten mit starkem Kronenwuchs sind 10 – 12 m empfehlenswert.
Der Abstand zu anderen Objekten, wie Gebäuden, Hecken und Bäumen, sollte ungefähr bei 20 m liegen, damit die jungen Bäume nicht zusätzlich beschattet werden.
Vorbereitung des Pflanzbereichs
Das Pflanzloch sollte eine ungefähre Tiefe von 40 – 50 cm und einen Durchmesser von 80 – 100 cm aufweisen. Innerhalb des Loches sollte der Boden aufgelockert werden, damit die spätere Wurzelbildung erleichtert wird. Undurchlässige Bodenschichten mussten dringend intensiv gelockert werden, um Staunässe zu vermeiden.
Je nach Boden ist eine Düngergabe, bestehend aus Kompost, zu empfehlen.
Schädlingsschutz
Um Wühlmausverbiss an den jungen Bäumen zu verhindern, wird ein Pflanzkorb aus Hasendraht angebracht. Es gibt im Internet zahlreiche Bauanleitungen, es gibt sie aber auch schon fertig zu kaufen. Verzinkter Draht sollte nicht stärker als 0,7 mm sein, da er ansonsten das Wurzelwachstum behindern kann. Unverzinkter Draht rostet nach einigen Jahren und gibt so automatisch die Wurzeln frei. Der Pflanzkorb sollte bis oben an den Stamm heranragen, damit die Mäuse nicht von oben hineinklettern können.
Ökologisch macht die Ansiedlung von natürlichen Wühlmausfeinden am meisten Sinn, da man sich viel Arbeit spart und das natürliche Gleichgewicht wiederherstellt. Zu den natürlichen Feinden gehören Mauswiesel, Steinkauz, Schleiereule oder Turmfalke. Diese Arten kann man auf seinem Grundstück ansiedeln, indem man entsprechende Nisthilfen anbietet.
In Regionen mit Wildtieren sollte zusätzlich ein Verbissschutz aus Drahtgitter um den Stamm angebracht werden, um den Baum vor Schäden zu schützen.
Die Pflanzung
Der Baum wird zusammen mit dem Pflanzkorb in das Loch gestellt und eingegraben. Die Erde wird anschließend gut festgetreten, damit der Baum nicht umkippt.
Ungefähr einen halben Meter neben dem Pflanzloch werden Stützpfosten eingeschlagen, an denen der junge Baum festgebunden wird. Bei einer Wieso ohne Beweidung sind 2 Pfosten ausreichend, mit Beweidung sollten besser 3 – 4 verwendet werden. In diesem Fall sollte ein Schutzgatter zwischen Zaun und Vieh eingezogen werden, damit das Vieh den Stamm nicht beschädigen kann.
Befruchtung
Apfelbäume sind keine Selbstbestäuber und daher auf Bienen, Hummeln, oder andere Insekten angewiesen. Da sie außerdem nicht selbstbefruchtbar sind, benötigen sie in der Nähe einen anderen Baum mit einer unterschiedlichen Sorte, der zur selben Zeit blüht. Im Zweifelsfall ist es daher sinnvoller, zwei kleinere Bäume zu pflanzen, als einen großen, sofern keine Bestäuber vorhanden sind.
Streuobstaktion im Odenwaldkreis
Der Fachbereich Landschaftspflege veranstaltet jährlich eine Streuobstaktion, in der hochstämmige Obstbäume inklusive Zubehör (Pfahl, Stammschutz, Befestigungsband, Wühlmausschutz) angeboten werden. Das Land Hessen übernimmt 50 Prozent der Kosten pro Paket. Der von den Teilnehmenden zu tragende Kostenanteil beträgt je nach Art 25 – 55 € pro Baum.
Streuobstaktion | Kreisverwaltung Odenwaldkreis
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