Der Überalterung von Streuobstwiesenbeständen entgegenwirken: Fachwartausbildung Obstbaumpflege

Streuobstwiesen sind ein Kulturgut, die im Odenwald nicht nur landschaftsprägend, sondern auch ökologisch von großer Bedeutung sind. Sie bieten einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und tragen zum Erhalt alter Obstsorten bei – doch viele dieser Wiesen sind akut bedroht.

 

Nicht nur der Flächenverbrauch und die Intensivierung der Landwirtschaft stellen eine Gefahr für dar, auch die Überalterung der Bestände wirft Schatten auf den langfristigen Erhalt dieser gefährdeten Biotope.

 

Überalterung der Streuobstwiesenbestände: Ein schleichendes Problem

Streuobstwiesen bestehen aus hochstämmigen Obstbäumen, die in lockerem Verband auf extensiv genutztem Grünland stehen. Diese Obstbäume haben im Gegensatz zu intensiven Plantagen eine deutlich längere Lebensdauer und können bis zu 100 Jahre alt werden. Viele Streuobstwiesen wurden jedoch bereits im 19. Und frühen 20. Jahrhundert angelegt. Der Bestand der Obstbäume ist daher häufig überaltert, was zu verschiedenen Problemen führt:

  • Abnehmende Vitalität der Bäume: Mit zunehmendem Alter lässt die Vitalität der Bäume nach. Sie werden anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, die Fruchtqualität nimmt ab und oft sterben ganze Äste ab. Es besteht ein erhöhtes Risiko, dass diese Bäume brechen oder ganz absterben.
  • Verlust an Vielfalt und Ertrag: Durch das Ausbleiben von Neupflanzungen junger Bäume verschwindet nicht nur die Obstvielfalt, sondern auch die Ertragskraft der Wiesen sinkt. Alte, nicht gepflegte Obstbäume tragen nur noch wenige oder gar keine Früchte mehr.
  • Gefährdung des Lebensraums: Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf die besondere Struktur von Streuobstwiesen angewiesen. Wenn die alten Bäume sterben, ohne dass Ersatz gepflanzt wird, gehen wichtige Nist- und Lebensräume für Vögel, Insekten und Fledermäuse verloren.
  • Erosion des Kulturguts: Ohne Pflege und Nachpflanzungen geht das Wissen um den Streuobstanbau, sowie die Bedeutung der alten Obstsorten verloren. Auch die Nutzung der Wiesen für die Obsternte und als Weidelang schwindet zunehmend.

 

Pflege von Streuobstwiesen: Ein Schlüssel zur Erhaltung

Um der Überalterung der Streuobstwiesenbestände entgegenzuwirken ist eine regelmäßige korrekte Pflege unerlässlich.

Die fachgerechte Pflege alter Obstbäume ist entscheidend, um ihre Lebensdauer zu verlängern und die Vitalität zu erhalten. Besonders wichtig ist ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt, der alte Bäume von Totholz befreit und die Krone stabilisiert. Auch der Verjüngungsschnitt spielt eine Rolle, indem das Wachstum angeregt wird und neue Triebe entstehen.

  • Erhaltungsschnitt: Dieser Schnitt wird regelmäßig durchgeführt. Hierbei werden abgestorbene und krankhafte Äste entfernt, die Krone ausgeglichen und auf ein stabiles Grundgerüst reduziert. Dadurch wird verhindert, dass zu viel Totholz entsteht, womit die Lebensdauer des Baumes erheblich verlängert wird.
  • Verjüngungsschnitt: Bei sehr alten und bereits geschwächten Bäumen kann ein Verjüngungsschnitt sinnvoll sein. Hierbei wird ein stärkerer Rückschnitt vorgenommen, um neues Wachstum zu fördern und die Vitalität des Baumes zu erhalten.

 

Bereits zum fünften Mal bietet der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. im Jahr 2025 die Fortbildung zum „Fachwart für Obstbaumpflege“ an. Der Landschaftspflegeverband Kreis Bergstraße e.V., der Landschaftspflegeverband Odenwaldkreis e.V. und die Kelterei Krämer unterstützen diese Fortbildung, um möglichst vielen Personen den Kurs zu erschwinglichen Kosten in Höhe von 350 EUR anbieten zu können. Im Preis ist sämtliches Lernmaterial enthalten.

 

An neun Terminen im Jahresverlauf lernen Interessierte alles, was bei der Baumpflanzung und den Schnitten an Bäumen von unterschiedlichem Alter zu beachten ist. Zusätzlich wird Wissen über Veredelung, Baumgesundheit, die Auswirkungen des Klimawandels, Imkerei und Sortenbestimmung vermittelt. Der Theorieteil wird in Beerfurth, die Praxisteile an verschiedenen Standorten im Odenwald durchgeführt.

Der nächste Fachwartkurs startet am 25. Januar 2025, die Anmeldung ist ab sofort unter info@odenwaelder-apfel.de möglich.

Das vollständige Programm mit allen Terminen kann auf der Homepage des Förderverein Odenwälder Äpfel heruntergeladen werden:

Fachwartkurs (odenwaelder-apfel.de)

 

 

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