Der Helle und Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling: Schmetterlinge, die Ameisen fressen

Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) und Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) sind streng geschützt, denn beide Arten sind in Deutschland selten geworden. 

 

Merkmale

Beide Schmetterlingsarten kommen nicht nur in verschiedenen Regionen Hessens vor, sondern sind auch im Odenwaldkreis vertreten und sind durch Anhang IV der Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Richtlinie geschützt.

Die Weibchen beider Arten sind durch dunkelbraune Flügeloberseiten gekennzeichnet, die Männchen dagegen durch dunkelblaue mit braunem Rand (M.nausithous) bzw. silbrig-hellblaue (M.teleius). Da in Deutschland noch zahlreiche andere Bläulingsarten vorkommen, welche sich auf den ersten Blick sehr ähneln, lassen sich beide Arten nur durch das Punktmuster auf der Flügelunterseite bestimmen.

Mit einer Flügelspannweite von 28 – 33 mm sind die Falter des Hellen Wiesenknopf-Wiesenbläulings deutlich größer als die des Dunklen mit 16 – 18 mm.

 

Lebenszyklus

Ihren ungewöhnlichen Namen erhielten beide Schmetterlingsarten nicht zufällig, denn ein wichtiger Teil ihres Lebens spielt sich auf den Blütenköpfen des Großen Wiesenknopfs ab. Das ist eine Pflanze, die auf artenreichen, ungedüngten Wiesen wächst.

Der Lebenszyklus beginnt damit, dass die Schmetterlinge ihre Eier ausschließlich auf Exemplaren des Großen Wiesenknopfs ablegen, welcher darüber hinaus auch ihre wichtigste Nektarpflanze darstellt. Nachdem die Raupen geschlüpft sind, fressen sie die Blütenköpfe von innen auf und lassen sich anschließend auf den Boden fallen. Hier warten ihre Wirtsameisen der Gattung Myrmica darauf, sie in den Ameisenbau zu tragen, wo sich die Raupen von der Ameisenbrut ernähren. Dies funktioniert, da die Raupen den Geruch der Ameisenbrut imitieren und dadurch von den Ameisen bis zum  Abschluss der Verpuppung gepflegt werden. Nach dem Schlupf der Schmetterlinge im Juni/Juli verschwindet die Tarnung und die Schmetterlinge verlassen das Nest sofort, da sie nun von den Ameisen als Beute betrachtet werden.

 

Lebensraum

Aufgrund ihres Lebenszyklus können Helle und Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläulinge nur in Ökosystemen existieren, in denen sowohl der Große Wiesenknopf als auch ihre Wirtsameisen vorkommen. Das sind vor allem extensiv genutzte feuchte und frische Wiesen sowie brach stehende Randbereiche oder Gräben von Grünlandstandorten. Besonders wichtig ist, dass die Blüten des Großen Wiesenknopfs vom 15. Juni bis zum 15. September nicht abgemäht oder abgeweidet werden, da sich die Schmetterlingsraupen in dieser Zeit dort befinden.

Der Lebenszyklus des Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ist extrem sensibel und anfällig gegenüber Veränderungen. Durch ihre hohen Ansprüche an ihren Lebensraum sind sie wichtige Zeigerarten für nährstoffarme, frische bis feuchte Wiesen.

 

Gefährdungen und Herausforderungen

Wie bei den meisten Tier- und Pflanzenarten stellt die Zerstörung ihrer Lebensräume eine große Gefahr dar. Häufige Ursachen sind Bebauung oder Grünlandumbruch zu Acker. Auch die Nutzungsintensivierung in ihren Lebensräumen, etwa durch verstärkte Düngung, Entwässerung feuchter Standorte, drei- bis vierschürige Mahd, den Einsatz schwerer Maschinen oder eine zu intensive Beweidung führen zum Verschwinden beider Arten. Besonders dramatisch für das Vorkommen beider Arten ist eine Mahd oder intensive Beweidung im Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte September, da diese zum Totalverlust einer gesamten Population führen können. Im Gegensatz zur Nutzungsintensivierung kann allerdings auch eine vollständige Verbrachung extensiver Grünlandstandorte durch Nutzungsaufgabe zum Verschwinden der Schmetterlingsarten nach einigen Jahren führen.

 

Schutzmaßnahmen

Das RP Darmstadt hat die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe bei zwei Treffen über Fördermittel informiert, wenn sie ihre Wiesen im Sommer drei Monate nicht mähen. Im Auftrag des RP Darmstadt hat der Landschaftspflegeverband Bergstraße viele landwirtschaftliche Betriebe über die Bedürfnisse der beiden Schmetterlingsarten aufgeklärt.

Die Ämter für ländlichen Raum im Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis haben mit landwirtschaftlichen Betrieben vertraglich vereinbart, dass sie bestimmte Wiesen im Sommer nicht mähen und nur wenig düngen. Das Forstamt Beerfelden pflegt bestimmte Flächen in den Schutzgebieten, die es betreut und hat im Auftrag des RP Darmstadt drei wertvolle Wiesen gekauft.

Zum kartiert ein vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald beauftragter Experte im Rahmen eines Monitoring Projekts seit mehreren Jahren die Schmetterlinge.

Der Gewässerverband Bergstraße pflegt Rückhaltebecken und Deiche mit Massenvorkommen des Großen Wiesenknopfs.

Mehrere Privatpersonen setzen sich ehrenamtlich für beide Arten ein, beraten und informieren die Behörden über Schmetterlingsvorkommen und halten Kontakt zu betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben.

 

Erfolge

Die Kartierungen des Geo-Naturparks haben weitere Schmetterlingsvorkommen ermittelt, die zuvor nicht bekannt waren und jetzt geschützt werden können. Die Ämter für ländlichen Raum haben mit einigen landwirtschaftlichen Betrieben freiwillige Vereinbarungen getroffen, sodass bestimmte Wiesen im Sommer nicht gemäht werden. Um erfolgreich zu sein, müssten aber mehr Betriebe teilnehmen.

 

Wie können Bürgerinnen und Bürger helfen?

Bürgerinnen und Bürger können Lebensmittel von landwirtschaftlichen Betrieben beziehen, die ihre Wiesen mit wenig oder komplett ohne Dünger bewirtschaften. Außerdem sollten im eigenen Garten kein Kunstdünger und keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Es ist ebenfalls wichtig, in Schutzgebieten auf den Wegen zu bleiben und Hunde an der Leine zu führen.