Der 5. Dezember markiert den internationalen Weltbodentag, einen Anlass, der die immense Bedeutung des Bodens als natürliche Ressource ins Bewusstsein rufen soll. Seit der Einführung durch die Internationale Bodenkundliche Union dient dieser Aktionstag dazu, den Fokus auf den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Böden zu lenken. In einer Zeit, in der Klimawandel, Umweltzerstörung und Artensterben die Erde bedrohen, ist das Thema dringlicher denn je.
Der Boden: Grundlage allen Lebens
Böden sind weit mehr als nur Schichten aus Erde und Gestein. Sie sind komplexe Ökosysteme, die eine Vielzahl von Funktionen erfüllen.
- Ernährungssicherung: Fruchtbare Böden sind unverzichtbar für die Landwirtschaft. Ohne intakte Böden wäre die nachhaltige Produktion von gesunden Nahrungsmitteln unmöglich.
- Biodiversität: Böden beherbergen mehr Organismen als jede andere Lebensraum der Erde. Mikroorganismen, Pilze, Würmer und andere Bodenbewohner spielen eine zentrale Rolle im Nährstoffkreislauf.
- Wasserkreislauf und –qualität: Intakte Böden filtern Wasser, speichern es und schützen so vor Überschwemmungen und Dürren.
- Kohlenstoffspeicher: Böden sind eine der größten Senken für CO2 und somit ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel.
Doch diese entscheidenden Funktionen sind in Gefahr. Denn Boden ist eine endliche Ressource. Einmal verloren, dauert es Jahrhunderte oder Jahrtausende, bis er sich wieder regeneriert hat. Damit 10 cm Boden entstehen, braucht es 2.000 Jahre.
Bedrohung durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust
Die natürlichen Kreisläufe im Boden – von der Humusbildung über die Nährstofffreisetzung bis zur Wasserregulierung – stehen unter enormem Druck. Zu den Hauptbedrohungen gehören:
- Erosion und Versiegelung: Intensive Landwirtschaft, Abholzung und Urbanisierung führen zur Degradierung fruchtbarer Böden. Weltweit gehen jährlich rund 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Laut Flächenstatistik des Bundes wurden im Jahresmittel 2019 bis 2022 allein in Deutschland jeden Tag fast 52 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen. Das ist täglich mit ca. 72 Fußballfeldern gleichzusetzen.
- Klimawandel: Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster beeinflussen die Bodenfeuchtigkeit, begünstigen Wüstenbildung und setzen gespeicherten Kohlenstoff frei.
- Biodiversitätsverlust: Durch den verstärkten Einsatz von Pestiziden und Monokulturen wird die Bodenlebewelt zerstört. Ohne Bodenflora und –fauna geraten Nährstoffkreisläufe ins Stocken.
Diese Entwicklungen führen zu einer Abwärtsspirale: ein degradierter Boden verliert nicht nur seine Fruchtbarkeit, sondern auch seine Fähigkeit Wasser zu speichern und Kohlenstoff zu binden.
Die Bedeutung intakter Bodenfunktionen
Intakte Kreisläufe sind das Herzstück eines nachhaltigen Ökosystems. Sie beruhen auf einem feinen Gleichgewicht zwischen biologischen, chemischen und physikalischen Prozessen.
- Nährstoffkreislauf: Mikroorganismen bauen organisches Material ab. Dabei werden essentielle Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium oder Phosphor frei, die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen.
- Wasserkreislauf: Gesunde Böden speichern Regenwasser und geben es langsam wieder ab. Dadurch wird die Wasserversorgung für Pflanzen gesichert und Erosion verhindert.
- Kohlenstoffkreislauf: Durch die Bindung von Kohlenstoff in organischem Material tragen Böden zur Reduktion von Treibhausgasen bei.
Jeder dieser Kreisläufe hängt von einer reichen Biodiversität ab.
Schutz und nachhaltige Nutzung
Der Erhalt gesunder Böden erfordert kollektives Handeln auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.
- Bodenfreundliche Nutzung: Praktiken wie eine weit gefächerte Fruchtfolge, agroforstwirtschaftliche Systeme oder der verringerte Einsatz von Pestiziden fördern die Bodenfruchtbarkeit.
- Bodenschutzgesetze: auf globaler Ebene strengere Gesetze gegen Bodendegradierung sind essentiell.
- Aufklärung und Forschung: Bildungsinitiativen und wissenschaftliche Studien über Bodengesundheit helfen, die Zusammenhänge besser zu verstehen und innovative Lösungen zu entwickeln.
- Kohlenstoffspeicherung fördern: Projekte wie z.B. die Wiedervernässung von Mooren tragen dazu bei, Kohlenstoff im Boden zu binden und gleichzeitig die Biodiversität zu fördern.
Ein Zeichen am Internationalen Weltbodentag
Dieser Aktionstag soll daran erinnern, dass der Boden keine unerschöpfliche Ressource ist. Er ist endlich und nicht reproduzierbar im Maßstab eines menschlichen Lebens. Sein Schutz ist eng mit der Qualität der menschlichen Zukunft verknüpft. Wenn wir die natürlichen Kreisläufe in Böden intakt halten, leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherheit, Klimaschutz und der Biodiversität.
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